Buchvorstellung IV: Der Greif
Auszug aus dem Buch "der Greif" von Wolfgang Hohlbein:
Erstes Buch
Der Cherub
Kapitel 1
... Die VerfolgungDas ganze Haus erbebte wie unter einer Explosion, als der Körper, des Kolosses gegen die Wand krachte, mit einem Lau, als prallte Stein gegen Stein. Etwas wie ein Schrei erklang, vielleicht auch nur das Kreischen von Fels auf hartem Mauerwerk, und den Bruchteil einer Sekunde später war der Verfolger aus Marks Gesichtskreis verschwunden.
Mit angehaltenem Atem wartete er auf das Geräusch des Aufpralls, aber es kam nicht. Eine Minute verging, dann noch eine und noch eine, aber der Abgrund jenseits der Mauer blieb stumm, und schließlich wagte er es sich auf Händen und Füßen hochzustemmen und einen vorsichtigen Schritt zu machen.
Ein stechender Schmerz schoss durch seinen rechten Fuß. Mark fiel in die Knie und umklammerte das Fußgelenk mit der Hand. Erst nach Sekunden ließ das Stechen in seinem Knöchel nach und wurde zu einem dumpfen Pochen.
Als Mark die Augen öffnete, hörte er das Geräusch.
Es war leise, so dass es fast vom Sturm verschluckt wurde, aber Marks angespannte Sinne nicht zu überhören: ein Kratzen und Schaben wie von harten Insektenbeinen auf Holz – oder steinharten Fingern auf brüchigen Ziegeln. Und es kam von der anderen Seite der Mauer ...
Marks Herz machte einen erschrockenen Hüpfer und schien sich in seinen kleinen pelzigen Ball zu verwandeln, der direkt in seinem Hals weiter schlug. Verzweifelt versuchte er sich herumzudrehen, ohne den Fuß zu belasten.
Über der Mauer erschien eine gewaltige Hand. Langsam, wie eine riesige fünfbeinige Spinne, tastete sie auf der anderen Seite der Wand nach festem Halt und fand ihn.
Mark wartete nicht, bis auch die zweite Hand erschien, er humpelte los, so schnell er konnte. Das Dach war nicht besonders groß, und so hatte er bald die kleine Tür erreicht, hinter der die Treppe lag. Doch schon die erste Stufe, die er hin unterging, wäre fast seine letzte gewesen.
Sein verstauchter Knöchel gab unter dem Gewicht seines Körpers nach. Mark schrie auf, ruderte hilflos mit den Armen und spürte, wie er nach vorne kippte. Erst im letzten Moment bekamen seine Hände das Treppengeländer zu fassen, und er klammerte sich daran fest.
Keuchend hing er da, das Treppengeländer mit beiden Armen umklammernd und das verletzte Bein weit abgespreizt, dann zog er sich vorsichtig wieder in die Höhe und begann die Treppe hinabzuhumpeln.
Er hatte den ersten Treppenabsatz erreicht, als er dröhnende Schritte auf dem Dach hörte. Dann splitterte Holz, und die ganze Treppe erbebte. Mit letzter Kraft packte Mark das Treppengeländer, schwang das unverletzte Bein darüber – und rutschte in die Tiefe.
Wie ein Pfeil schoss er hinunter. Er hatte kaum Zeit, sich auf den Aufprall vorzubereiten, als er auch schon in der nächsten Etage angekommen war. Mark ließ seinen Halt los, rollte sich zu einer Kugel zusammen und spannte alle Muskeln an, um den Aufprall wenigstens die ärgste Wucht zu nehmen. Diesmal hatte er Glück – der Sturz war weit weniger schlimm als er befürchtet hatte, und selbst sein verletztes Bein kam realativ glimpflich davon. Hastig richtete er sich wieder auf, kroch auf Händen und Knien zum nächsten Treppenersatz und zog sich stöhnend auf das Geländer hinauf. Über sich hörte er stampfende Schritte.
Es war ein Wunder, dass Mark bei dieser Rutschpartie – vier Stockwerke hinunter und das mit dem verletzten Fuß – nicht mehr als blaue Flecke ab bekam. Er hatte sogar noch einmal Glück: Der Sturz auf die harten Steinfliesen des Eingangsflures tat weit weniger weh, als er erwartet hatte. Mark prallte wie ein flach über das Wasser geworfener Stein auf, schlitterte noch ein paar Meter über die Fliesen und blieb unweit der Tür liegen.
To be continued ...
Copyright by Verlag Carl Ueberreuter, Wien
Autor Wolgang Hohlbein
Erstes Buch
Der Cherub
Kapitel 1
... Die VerfolgungDas ganze Haus erbebte wie unter einer Explosion, als der Körper, des Kolosses gegen die Wand krachte, mit einem Lau, als prallte Stein gegen Stein. Etwas wie ein Schrei erklang, vielleicht auch nur das Kreischen von Fels auf hartem Mauerwerk, und den Bruchteil einer Sekunde später war der Verfolger aus Marks Gesichtskreis verschwunden.
Mit angehaltenem Atem wartete er auf das Geräusch des Aufpralls, aber es kam nicht. Eine Minute verging, dann noch eine und noch eine, aber der Abgrund jenseits der Mauer blieb stumm, und schließlich wagte er es sich auf Händen und Füßen hochzustemmen und einen vorsichtigen Schritt zu machen.
Ein stechender Schmerz schoss durch seinen rechten Fuß. Mark fiel in die Knie und umklammerte das Fußgelenk mit der Hand. Erst nach Sekunden ließ das Stechen in seinem Knöchel nach und wurde zu einem dumpfen Pochen.
Als Mark die Augen öffnete, hörte er das Geräusch.
Es war leise, so dass es fast vom Sturm verschluckt wurde, aber Marks angespannte Sinne nicht zu überhören: ein Kratzen und Schaben wie von harten Insektenbeinen auf Holz – oder steinharten Fingern auf brüchigen Ziegeln. Und es kam von der anderen Seite der Mauer ...
Marks Herz machte einen erschrockenen Hüpfer und schien sich in seinen kleinen pelzigen Ball zu verwandeln, der direkt in seinem Hals weiter schlug. Verzweifelt versuchte er sich herumzudrehen, ohne den Fuß zu belasten.
Über der Mauer erschien eine gewaltige Hand. Langsam, wie eine riesige fünfbeinige Spinne, tastete sie auf der anderen Seite der Wand nach festem Halt und fand ihn.
Mark wartete nicht, bis auch die zweite Hand erschien, er humpelte los, so schnell er konnte. Das Dach war nicht besonders groß, und so hatte er bald die kleine Tür erreicht, hinter der die Treppe lag. Doch schon die erste Stufe, die er hin unterging, wäre fast seine letzte gewesen.
Sein verstauchter Knöchel gab unter dem Gewicht seines Körpers nach. Mark schrie auf, ruderte hilflos mit den Armen und spürte, wie er nach vorne kippte. Erst im letzten Moment bekamen seine Hände das Treppengeländer zu fassen, und er klammerte sich daran fest.
Keuchend hing er da, das Treppengeländer mit beiden Armen umklammernd und das verletzte Bein weit abgespreizt, dann zog er sich vorsichtig wieder in die Höhe und begann die Treppe hinabzuhumpeln.
Er hatte den ersten Treppenabsatz erreicht, als er dröhnende Schritte auf dem Dach hörte. Dann splitterte Holz, und die ganze Treppe erbebte. Mit letzter Kraft packte Mark das Treppengeländer, schwang das unverletzte Bein darüber – und rutschte in die Tiefe.
Wie ein Pfeil schoss er hinunter. Er hatte kaum Zeit, sich auf den Aufprall vorzubereiten, als er auch schon in der nächsten Etage angekommen war. Mark ließ seinen Halt los, rollte sich zu einer Kugel zusammen und spannte alle Muskeln an, um den Aufprall wenigstens die ärgste Wucht zu nehmen. Diesmal hatte er Glück – der Sturz war weit weniger schlimm als er befürchtet hatte, und selbst sein verletztes Bein kam realativ glimpflich davon. Hastig richtete er sich wieder auf, kroch auf Händen und Knien zum nächsten Treppenersatz und zog sich stöhnend auf das Geländer hinauf. Über sich hörte er stampfende Schritte.
Es war ein Wunder, dass Mark bei dieser Rutschpartie – vier Stockwerke hinunter und das mit dem verletzten Fuß – nicht mehr als blaue Flecke ab bekam. Er hatte sogar noch einmal Glück: Der Sturz auf die harten Steinfliesen des Eingangsflures tat weit weniger weh, als er erwartet hatte. Mark prallte wie ein flach über das Wasser geworfener Stein auf, schlitterte noch ein paar Meter über die Fliesen und blieb unweit der Tür liegen.
To be continued ...
Copyright by Verlag Carl Ueberreuter, Wien
Autor Wolgang Hohlbein
zicke_4_life - 17. Jul, 17:43